Unsere letzte Nacht im Zelt war eher schlecht als Recht und ich bin daher dementsprechend froh, als um 7 Uhr endlich der Wecker klingelt und wir die letzte Etappe zu Ende bringen koennen. Wir frühstücken nochmal gemütlich, ehe wir ein letztes Mal unsere Zelte einpacken und die Habseligkeiten im Rucksack verstauen.
Jetzt heißt es die letzten 4 Kilometer bis Gordon River bezwingen. Wir sind gespannt, was uns erwartet, denn in jedem Bericht sind die letzten 5 Kilometer als das härteste Teilstück des ganzen Trails beschrieben. Umso mehr sind wir überrascht, dass wir doch relativ gut vorankommen, da eigentlich nur ein einziges bergauf und bergab die Etappe bestimmt. Hin und wieder müssen wir über Felsen klettern, die durch das fliessende Quellwasser etwas rutschig sind.
Auch die Leitern sind bezwingbar, da haben wir an Tag 5 schon echt andere Kaliber bezwungen. Ich bin aber nicht unglücklich darüber, dass sich dieses Stück als einfacher erweist als erwartet.
Wir nähern uns rasant dem Ziel. Alle uns entgegen kommenden Wanderer beneiden uns dafür, dass wir schon so weit sind und motivieren sich daran, dass wir nach wie vor sehr gut gelaunt sind. Gegen 11:20 Uhr erreichen wir dann das letzte Kilometerschild mit der Nummer 75.
Völlig überwältigt von diesem Moment küsse ich das Schild! Das Gefühl das Ziel erreicht zu haben, für das man ca. 4 Monate trainiert und hingearbeitet hat, ist einfach unglaublich!!!
Wir machen noch einige Fotos am Ziel, bevor wir uns an den Gordon River begeben. Unglücklicherweise ist der Fährmann gerade ohne uns ans andere Ufer gefahren, so dass wir ca. 30 mins warten müssen.
Wie angekuendigt, kommt der Fährmann tatsächlich pünktlich, um uns sicher ans andere Flussufer zu bringen.
Wir melden uns im Office als „angekommen“ wieder an und erfahren, dass es während wir unterwegs waren 2 Evakuierungen gegeben hat. Wäre schon interessant zu wissen, was das für Wanderer waren, aber eigentlich Wurscht, denn es hätte uns genauso treffen können. Einmal blöd ausgerutscht, Fuss verknackst oder so und schon wäre man ein Fall fuer die Evakuierung!
Wir erfahren, dass es im nebenan gelegenen Campingplatz von Port Renfrew für 2 Dollar die Möglichkeit gibt, hier zu duschen! Oh mein Gott, das sind mit Sicherheit die bestinvestiertesten 2 Dollar meines Lebens!!!
Nach dieser Erfrischung suchen wir uns ein nettes Plätzchen, wo Marion unser Outdoor-Thanksgiving-Essen zubereitet, wobei ich mir meinen Hunger lieber für das Abendessen in einem richtigen Lokal in Victoria aufspare.
Gegen 15 Uhr bringt uns der Trailbus dann in die Hauptstadt von British Columbia. Die Fahrt dauert ca. 2 Stunden und wir sind ziemlich erschöpft. Als es endlich wieder Handy-Empfang gibt, schicke ich schnell meine „mir gehts gut“-SMSen los, ehe ich mein Handy ausgeschaltet in die Hosentasche stecke.
Der Trailbus-Driver setzt uns direkt am Ocean Inn Hostel ab, eine sehr grintige Jugendherrberge, die eigentlich völlig überteuert ist, aber gut, was solls – nach dieser Woche ist jede Absteige besser als das Zelt. ;-)
Nach dem Einchecken treffen wir uns wieder unten, wo wir uns noch über die Möglichkeiten des Whale Watchings in Victoria informieren. Ehe ich mich versehe, haben wir für morgen drei Plätze – Marion will nicht mit – im Zodiac reserviert. Also morgen Wale beobachten!
Danach gehts an den Hafen, leckeres Seafood aufnehmen.
Juppi, endlich wieder was anderes als Nudeln! Anschliessend noch einen leckeren Kaffee, der gleich 5x so gut wie sonst schmeckt, bevor es dann wieder zurück ins Hostel geht. Auf dem Weg dorthin kommen wir am erleuchteten Parlamentsgebäude vorbei.
Als ich den Handy-Wecker für den nachsten Tag stellen möchte, stelle ich entsetzt fest, dass es sehr unklug ist, ein ausgeschaltetes Touchscreen-Handy in die Hosentasche zu stecken, da sich offensichtlich die PIN 3x falsch eingegeben hat und somit meine SIM-Karte gesperrt ist!! Na toll. Hank Handy kaputt, ich SIM-Karte zerstört – eine gute Kombination. (bis zur Erkenntnis, dass man die beiden noch funktionierenden Komponenten kombinieren kann, hat es noch ein bisschen gedauert! ;))