Tja, leichter gesagt als getan! Ich kann so gut wie gar nicht schlafen und liege beinahe die ganze Nacht wach in meinem Bett und werde von dem Bungeesprung geplagt. Gegen 2:30 Uhr in der Nacht treffe ich für mich die Entscheidung, dass ich nicht springen werde, weil mein Gefühl bei der Sache nicht gut ist. Mir wird nach und nach bewusst, dass ich keinen Bungeesprung bei uns in Deutschland mit Jochen Schweizer gebucht habe, sondern hier irgendwo in Afrika, wo uns die Leute an allen Ecken um Bargeld, Kleidung und sonstige Nutzgegenstände anbetteln. Ich fange an, deren Sicherheitsbewusstsein anzuzweifeln und ich realisiere nach und nach, dass die Chancen den Bungeesprung zu überleben, wenn etwas schief geht gleich 0 sind. Der Zambesi-River, der eigentlich für Wildwasser-Raftingtouren geeignet ist, ist momentan eben dafür gesperrt, weil er zu viel Wasser hat und das Risiko, dass etwas passiert einfach viel zu hoch ist. Da stellt sich mir die Frage, wie im Fall eines reißenden Bungeeseils und dem damit verbundenen Sturz in den Zambesi-River ein ohnehin nicht gerade begnadeter Schwimmer wie ich auch noch mit zusammengebundenen Beinen hier eine Überlebenschance haben soll. Gut, sicherlich ist das ein wenig übertrieben, aber rein die Wahrscheinlichkeit, dass alles glatt geht, reicht mir als kalkulierbares Risiko nicht aus. Ich bin immerhin schweißgebadet und kann die ganze Nacht kein Auge zumachen, weil ich an den Sprung denken muss, was eigentlich eher untypisch für mich ist. Ich hätte den Sprung wirklich gleich ohne groß darüber nachzudenken zusammen mit den Drifterinnen machen sollen. Naja, jetzt ist es auf jeden Fall beschlossene Sache: Ich cancle dieses Vorhaben! Dann bin ich eben ein Pok-Pok-Hühnchen! Aber lieber ein Pok-Pok-Hühnchen als Matsch im Zambesi River. Kaum habe ich diesen Entschluss gefasst, entspannen sich alle Fasern meines Körpers. Vielleicht bekomme ich ja mein Geld zurück und falls nicht, habe ich eben Pech gehabt. Danach kann ich immerhin noch 1 bis 1 ½ Stunden in dieser Nacht schlafen, ehe um 7 Uhr der Wecker klingelt. Schnell, ein letztes Mal ab zum Frühstücksbuffet, denn ich bin am Verhungern. Gibt’s heute keine Eier? Was soll denn das? Doch, anscheinend muss man die heute beim Ober bestellen, das ist ja strange. Ich betrete kaum das Restaurant, da spricht mich auch schon der Rezeptionist an, wie es mir geht und ob ich mich auf meinen Sprung freue. Ich erkläre ihm, dass ich es mir anders überlegt habe, nachdem ich eine ganze Nacht deshalb wach im Bett gelegen bin und kein besonders gutes Gefühl bei der Sache habe. Er ist ziemlich verständnisvoll und wird für mich um 8:15 Uhr bei der Company anrufen und fragen, ob das Geld rückerstattet werden kann. Puh, das klingt gut. Da schmeckt mir mein Frühstück gleich besser. Wir verschwinden schnell ins Zimmer und suchen die Sachen zusammen, die wir Napoleon überlassen können und dann ist es auch schon an der Zeit an die Rezeption zu kommen. Der Hann dort ruft die Company an und ehe ich mich versehe haben den Telefonhörer am Ohr und muss mein Anliegen schildern. Der Kerl am anderen Ende der Leitung erklärt, dass er zunächst mit seinem Boss sprechen muss und dann gegen 10 Uhr im Hotel vorbeikommt. Okay, alles klar, dann warten wir auf ihn. Da es bis dahin noch genug Zeit ist, können wir ja mal schauen, ob wir den Termin mit Napoleon vorverlegen können. Welch eine Überraschung, er wartet wirklich schon vor dem Hotel auf uns und zeigt uns die angeforderten Big Five. Ja schön, mal schauen, was er zu den mitgebrachten Duschmitteln, einer Decke, ein Handtun, 2 T-Shirts und noch weiteren Kleinkram sagt. Es dauert nicht lange, dann kreuzt auch Felix wieder auf – oh Mann, der Typ geht mir ganz schön auf den Keks. Auch Napoleon scheint inzwischen unlocker zu werden, denn auf einmal packt ihn die Gier. Zu all den Sachen will er auch noch 10 US-Dollar,weil die Big Five nicht von ihm sind. So haben wir aber nicht gewettet, Kumpel! Am Ende einigen wir uns auf 5 US-Dollar und die Sachen, die wir ohnehin nicht mehr benötigen. Trotzdem haben wir uns eigentlich ein lukrativeres Geschäft erwartet, aber egal. Ab zum Duschen und noch ein bisschen am Pool rumsitzen, viel Zeit haben wir sowieso nicht. Um 10 Uhr kommt tatsächlich der Bungee-Jumping-Company-Typ und mir bringt mir meine vollen 130 US-Dollar zurück. Da ich damit eigentlich eh nicht gerechnet habe, gebe ich ihm 10 US-Dollar Trinkgeld, das scheint mir aufgrund der Tatsache, dass er mir das Geld sogar hinterher trägt als durchaus angebracht. Juppie, kein totales Verlustgeschäft! Jetzt haben wir noch ca. 45 Minuten am Pool, bis wir all unsere Sachen zusammenpacken und das Zimmer räumen müssen. An der Rezpetion werden wir nochmal um 5 Dollar geprellt, da angeblich keine 10 Dollar Wechselgeld vorhanden sind, sondern nur 5. Naja, jetzt ist es wohl auch schon Wurscht. Pünktlich um 11:15 kommt unser Taxi zum Flughafen. Der Flieger geht um 13:25 Uhr nach Johannesburg und von dort aus nach einem 6-stündigen Aufenthalt geht’s nach Hause. Die Heimreise zieht sich ziemlich, aber irgendwie schaffen wir es doch, die Zeit tot zu schlagen. Einzig die in München herrschenden minus 8 Grad gefallen uns gar nicht…